In den letzten Wochen wurde mir mal wieder ganz deutlich bewusst, in was für einer Wegwerfgesellschaft wir hier leben. Und ich frage mich, warum so viele Menschen so viele Dinge einfach wegschmeißen, ohne darüber nachzudenken, ob sie sie vielleicht weiterverwenden könnten. Wenn nicht von ihnen selbst, dann vielleicht von anderen. Vielleicht kann ich mit meinem Artikel ja den ein oder anderen Impuls geben, dass auch du beim nächsten mal noch genauer überlegst, ob die Mülltonne wirklich die einzige Lösung ist.
Alles in den Container?
Vor einiger Zeit ist eine ältere Frau in unserem Ort verstorben. Ihr Haus war lange Zeit unbewohnt, bis es vor ein paar Wochen schließlich verkauft wurde. Die komplette Einrichtung der Dame war jedoch noch im Haus und so machten sie die neuen Käufer daran, nach und nach alle Gegenstände aus dem Haus zu holen. Wir bemerkten zunächst viele große Müllsäcke vor dem Haus, die dann eines Tages plötzlich weg waren. Dann folgten kleinere Möbelstücke und Elektrogeräte. Nach kurzer Zeit stand der erste Container vor dem Haus und so nach und nach landeten alle Gegenstände darin.
„Soll das heißen, das landet einfach alles im Müll?“, fragte ich mich. Und ja – so war es in der Tat. Ich vermute, das Vorgehen ist ganz normal, denn natürlich bringen die neuen Käufer ihre eigene Einrichtung mit und klar, die alten Möbel sind auch nicht mehr die Schönsten. Zum Teil riecht man ihnen das Alter auch an. Aber trotzdem! Wenn ich daran denke, wie viele Menschen auf der Welt sich noch über die Dinge noch freuen würden, dann macht mich diese Wegwerfmentalität jedes Mal wieder fassungslos.
Wir sprechen die neuen Besitzer beim Ausräumen freundlich an und bekommen die Erlaubnis, gerne alles mitzunehmen, was wir noch gebrauchen können. Als erstes ziehe ich einen kleinen Kinderstuhl aus Holz aus dem Container. Genau so einen, wie sich unsere Tochter schon lange gewünscht hat! Auch tolle stabile Weinkisten nehme ich mit, die kann ich für die geplante Matschküche weiterverwenden. Dann finden wir mehrere Kisten voller großer Einmachgläser und einen tollen 10 Liter Gärtopf zum Sauerkraut einmachen gleich dazu. Fermentieren steht bei mir schon lange auf der Liste und schwupps ist das Zubehör dafür da! 🙂
Irgendwann stehen dann auch die großen Elektrogeräte draußen, Waschmaschine, Kühlschrank, Herd… vermutlich alles funktionstüchtig! Aber wird halt nicht gebraucht… alles einzeln zu verkaufen ist zu aufwendig, es selbst zum Recyclingkaufhaus zu fahren auch… also landet es vermutlich auch auf der Mülldeponie!?
Augen auf!
Wenn man so darauf achtet, was die Leute alles zum Sperrmüll stellen, kann man sich so echt einen kompletten Hausstand ansammeln. Auch so viele Elektrogeräte werden entsorgt, weil sie durch ein neueres Modell ausgetauscht werden – das heißt aber nicht, dass das alte kaputt ist und man es nicht weiterverwenden könnte! (Und genauso läuft es ja mit den Handys, Autos…)
Für unser Gartengrundstück wünschten wir uns schon lange einen großen Regenwassertank. Im verwilderten Nachbargrundstück stand einer. Durch einen weiteren Gartennachbarn konnten wir nun die Telefonnummer des Besitzers rausfinden, ein Anruf und wir durften den Wassertank haben!
Ein paar Tage später fuhren wir zufällig an einem Haus vorbei, vor dem eine Kunststoffpalette stand. Genau so eine, wie wir sie brauchten, um den Wassertank daraufzustellen. Wir hielten an, mein Mann fragte nach und wir durften die Palette ebenfalls haben. Beim Abholen lernte er noch den benachbarten Imker kennen und plauderte eine ganze Weile nett mit ihm.
Vor zwei Wochen fand ich im Sperrmüll die geeignete Spüle, die ich für die Matschküche brauchte. Auch zufällig dran vorbei gefahren! Außerdem fanden wir gestern noch große Kübel, für unsere Tomatenpflänzchen. Über ebay Kleinanzeigen haben wir einen Mann gefunden, der tolle Komposterde in großen Mengen verschenkt! Statt zum weiter entfernt gelegenen Kompostwerk zu fahren, können wir jetzt immer bei ihm die Kübel mit Erde voll machen – geschenkt und er ist froh darüber.
Ein andere Mann freut sich, wenn man Pferdemist als Gartendünger bei ihm abholt. Wir unterhielten uns nett und er zeigte den Kindern die Pferde und sie durften seine Hühner füttern.
Ich erzähle das alles, weil ich damit zeigen möchte, wie es auch laufen kann! Natürlich hätten wir uns all die Dinge, die wir gebraucht haben auch neu kaufen können. Dann hätten wir sie sofort gehabt. So haben wir mehrere Woche oder Monate darauf gewartet. Doch dafür haben wir sie dann geschenkt bekommen und zusätzlich noch nette Kontakte geknüpft. Und – was mit das Beste ist – die Dinge landeten nicht auf dem Müllhaufen, sondern wir können sie weiterverwenden.
Statt neu zu kaufen, schaue nach gebrauchten Dingen
Wenn du dir das nächste Mal etwas anschaffen willst, dann schaue doch zunächst, ob du es vielleicht auch gebraucht findest. Vielleicht nicht sofort, aber wenn du ein bisschen Zeit verstreichen lässt!
Wo du gebrauchte Gegenstände findest?
- Auf dem Sperrmüll
- Auf dem Flohmarkt oder im Tausch/Umsonstladen
- Im Recyclingkaufhaus (hast du dich schon informiert, ob es in deiner Stadt eins gibt?)
- Über Freeyourstuff und Sellyourstuff Facebookgruppen in deiner Region
- In lokalen Kleinanzeigen und Mitteilungsblättern (inseriere doch selbst dein Gesuch oder hänge einen Zettel an die Pinnwand beim Supermarkt!)
- Über private Kleinanzeigen auf Ebay Kleinanzeigen, Quoka, Mamikreisel, Kleiderkreisel
- Über gewerbliche Weiterverkäufe wie rebuy, medimops und Co.
- Frag Freunde und Bekannte, ob sie jemanden wissen, der das übrig hat, was du brauchst
Statt Dinge wegzuwerfen, versuche sie zu reparieren oder zu upcyclen
Eine kaputte Schublade können die meisten Menschen noch mit Holzleim reparieren. Und auch mit Alleskleber lassen sich viele kaputten Spielsachen nochmal retten. Doch spätestens bei Elektrogeräten sind die meisten Menschen aufgeschmissen. Verstehe ich – geht mir genauso! Zum Glück habe ich einen begabten Mann an meiner Seite, der so ziemlich alles wieder heile kriegt! 🙂 Er hat lange Zeit ehrenamtlich bei Repair Cafés mitgeholfen und mir immer wieder davon erzählt, wie einfach viele Dinge repariert werden können – wenn man weiß wie. Und das ist eben der Punk! Aber genau deshalb gibt es ja so tolle Initiative wie Repair Cafés, inzwischen mehr als 1000 in Deutschland und die vielleicht auch in deiner Stadt?
Repair Cafés
Das Netzwerk Reparatur Initiativen schreibt auf seiner Webseite dazu:
Reparatur-Initiativen (Reparatur-Treffs, Reparier-Bars, Repair Cafés etc.) organisieren Veranstaltungen, bei denen defekte Alltagsgegenstände in angenehmer Atmosphäre gemeinschaftlich repariert werden: elektrische und mechanische Haushaltsgeräte, Unterhaltungselektronik, aber auch Textilien, Fahrräder, Spielzeug und andere Dinge. Diese Treffen sind nicht-kommerzielle Veranstaltungen, deren Ziel es ist, Müll zu vermeiden, Ressourcen zu sparen, damit die Umwelt zu schonen und nachhaltige Lebensweisen in der Praxis zu erproben.
QUELLE: HTTPS://WWW.REPARATUR-INITIATIVEN.DE/SEITE/UEBER-UNS
Gemeinsam reparieren meint hier nicht „kostenloser Reparatur-Service“, sondern gemeinschaftlich organisierte Hilfe zur Selbsthilfe. Getragen wird die Veranstaltung von ehrenamtlich engagierten HelferInnen und Reparierenden, die ihr Wissen und Können freiwillig und unentgeltlich zur Verfügung stellen, weil sie Interesse an Technik, Selbermachen und Werken haben.
Es geht bei den Repair Cafés also nicht nur ums Reparieren, sondern auch darum, Erfahrungen auszutauschen und eine schöne Zeit miteinander zu verbringen. Meist gibt es Kaffee und Kuchen und einen nachbarschaftlichen Dialog zwischen Generationen, wo jeder seine Fähigkeiten einbringen und Neues lernen kann. In der Regel sind auch Kinder herzlich Willkommen! Ich kann es nur empfehlen, einmal ein Repair Café in deiner Nähe zu besuchen.
Um herauszufinden, ob es in deiner Stadt so ein Angebot gibt, kannst du folgende Webseiten nutzen. Und falls es noch keine Initiative gibt, findest du dort auch direkt die Infos, wie du selbst eine gründen kannst! 🙂
Löcher stopfen
Statt Kleidung mit Löchern wegzuschmeißen, kannst du sie leicht reparieren, so lange die Löcher noch klein sind. Gerade in Wolle oder Wolle-Seide Kleidung von Kindern kann man super kleine Motive mit einarbeiten, die die Kleider meist noch schöner werden lassen, als sie vorher waren! 🙂
Dieses Hemdchen mochte meine Tochter zum Beispiel erst dann so richtig gern, als ich die Blumen reingestickt hatte.
Das Schöne an dieser Stopftechnik ist, dass du die Löcher nicht so unsichtbar wie möglich flicken musst (was ich recht schwer finde), sondern sie erst recht auffallen sollen! Fang mit einem einfachen Motiv wie einer Sonne an. Du wirst sehen, wie viel Spaß es plötzlich macht. 🙂
Auf Youtube findest du auch viele Tutorials dazu, wie man einfache und schöne Motive stickt.
Upcycling Projekte
Du kennst es sicher, wenn die lange Jeans an den Knien große Löcher hat, einfach abschneiden und schon hast du eine kurze Hose daraus gemacht! 🙂
Es gibt aber noch viiiel mehr tolle Upcycling Projekte. Und die meisten sind gar nicht schwer, man kommt häufig nur nicht auf die Idee. So habe ich zum Beispiel gestern bei Facebook eine wunderschöne Kinderküche gesehen, die eine Mutter aus einem alten Nachttisch gemacht hatte. Und diese Holz Nachttische sehe ich wirklich häufig auf dem Spermüll.
Eine andere bekannte Mama kauft sich günstig gebrauchte Wollkleidung für Erwachsene und näht daraus tolle Kinder Wollwalkhosen.
Beeindruckend finde ich auch immer, wie mit ein bisschen Farbe oder Motiv, viele Gegenstände gleich viel toller aussehen. Auf ein langweiliges Holz-Frühstücksbrettchen kannst du einen Hasen malen, auf die Komode ein paar Zwerge, auf die weißen Turnschuhe ein paar Blümchen… das ist jetzt vielleicht nicht upcycling im klassischen Sinne, aber es trägt doch manchmal dazu bei, dass unbeliebte und daher unbenutzte Gegenstände oder Kleidung plötzlich wieder gerne genutzt oder getragen werden.
Gute Inspirationsquellen für Upcyclingprojekte sind:
Kennst du noch weitere tolle Upcycling Blogs oder hast du selber einen? Dann schreib mich gerne an und ich ergänze die Liste.
Wie du Lebesmittelverschwendung vermeiden kannst
Die Lebensmittelverschwendung ist ein Problem, das in den letzten Jahren recht häufig durch die Presse ging und mit dem viele Menschen inzwischen schon bewusster umgehen. Trotzdem wird noch viel zu viel Essen weggeworfen. Deshalb habe ich hier ein paar Tipps für dich, wie du das vermeiden kannst.
Was du gegen die Lebensmittelverschwendung im Privathaushalt tun kannst:
- Es mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) nicht so genau nehmen. Die meisten Produkte kannst du noch lange nach diesem Datum weiterverwenden.
- Lagere die Lebensmittel richtig, so bleiben sie länger frisch.
- Verarbeite Obst und Gemüse mit Druckstellen oder faulen Stellen sofort, statt sie wegzuwerfen.
- Investiere in gute Qualität.
- Einkaufen mit Plan, sodass nicht zu viel gekauft wird, dass dann doch nicht verarbeitet wird.
- Bevor du in den Urlaub fährst, alle frischen Lebensmittel aufbrauchen oder an Nachbarn verschenken.
Was du gegen die Lebensmittelverschwendung von Betrieben und Gastronomie tun kannst:
- Melde dich bei Foodsharing an und hole übrige Lebensmittel in Supermärkten, Restaurants usw. ab. Oder nutze ganz ohne Anmeldung einfach die Foosharing Fairteiler in deiner Stadt. (Siehe mein Artikel: 3 Wege um mit Foodsharing Lebensmittel vor der Mülltonne zu retten)
- Frage selbst bei Betrieben nach, die nicht mit Foodsharing oder der Tafel kooperieren, ob du übrige Lebensmittel abholen darfst.
- Installiere dir die App „Too Good To Go“ und hole am Abend übrige Speisen aus Restaurants in deiner Nähe zu günstigen Preisen ab.
- Werde zum Gemüseretter und abonniere die Bio-Box etepetete mit krummem Obst und Gemüse, das nicht in die Norm von Supermärkten passt.
- Auch das Unternehmen Sirplus bietet günstige Retterboxen an, mit (fast) abgelaufenem oder aussortierten Lebensmitteln. Falls du in Berlin wohnst, kannst du auch direkt den Rettermarkt besuchen und selbst dort stöbern.
Nutze Wiederverwendbare Produkte statt Einwegprodukte
Für viele Einwegprodukte, die wir im Alltag ständig nutzen, gibt es wiederverwendbare Alternativen. Ein paar Beispiele liste ich dir hier auf:
- Mehrwegbeutel oder Obstnetz statt Tüten im Supermarkt
- Stofftaschentücher statt Papiertaschentücher
- (Bienen)Wachstuch statt Alu oder Frischhaltefolie
- Akkus statt Batterien
- Stofftücher statt Küchenpapier
- Menstruationstasse oder Stoffbinden statt Tampon oder Binden
- Wiederverwendbare Waschpads statt Wattepads
- Waschbare Reinigungstücher (Waschlappen) statt Feuchttücher
- Stoffwindeln statt Wegwerfwindeln
- Usw.
Zum Schluss…
Ich bin mir sicher, wenn du regelmäßige Leserin auf meinem Blog bist, sind dir die meisten dieser Impulse bereits bekannt. Und das ist toll! 🙂 Vielleicht bist du aber auch durch diesen Artikel zum ersten Mal auf meinem Blog gelandet… So oder so, ich hoffe, dass ein paar neue Inspirationen für dich dabei waren oder du dir zumindest noch einmal bewusst machst, wie wichtig und sinnvoll es ist, der Wegwerfgesellschaft entgegenzusteuern. Vielleicht hast du ja selbst in den letzten Wochen überlegt, noch mehr Schritte in Richtung eines nachhaltigeren Alltags zu gehen. Dann ist mein Artikel jetzt vielleicht der nächste „Schubser“ dafür.
Wenn du noch weitere Ideen zu dem Thema hast, oder selbst bereits Blogartikel dazu veröffentlicht hast, kannst du diese gerne in den Kommentaren mit uns teilen, sodass wir alle davon profitieren können!
Hallo liebe Sophie,
toller Artikel – ich bin da ganz bei dir. Wir werfen leider viel zu viel weg und haben verlernt die bereits vorhandenen Ressourcen zu schon und nutzen.
Ganz liebe Grüße
Stefanie Betken 🙂