Heute möchte ich meine Gedanken zum Thema Kindergarten und kindergartenfrei mal in eine andere Richtung mit dir teilen. Und zwar ist es mir ein Anliegen, mal ganz deutlich zu kommunizieren, dass ich NICHT der Überzeugung bin, dass kindergartenfrei immer und absolut die bessere Wahl für alle Familien ist und jeder andere Weg dagegen falsch. Wenn du mich schon länger kennst, ist dir das vermutlich auch schon klar. Trotzdem möchte ich mit diesem Artikel für mehr gegenseitiges Verständnis appellieren und dir ein paar Impulse mitgeben, über die es sich lohnt, näher nachzudenken.

Kindergarten oder kindergartenfrei
Kindergarten oder kindergartenfrei ist die individuelle Entscheidung jeder Familie!

In diesem Beitrag geht es hauptsächlich um den Kindergarten, auch wenn vieles auch auf Krippen und/oder Tagesmütter zutrifft.

Ich bin der Meinung, dass keine Mutter ein schlechtes Gewissen haben sollte, wenn sie ihr Kind im Kindergarten betreuen lässt.

ABER… und jetzt kommt’s ;-)… es gibt viele Aspekte, die mir in dem Zusammenhang überhaupt nicht gefallen, die aber leider sehr häufig auftreten.

Was mir zum Thema Kindergarten nicht gefällt:

  • Wenn eine Mutter eigentlich lieber bei ihrem Kind sein möchte, aber ihr Umfeld dazu drängt, das Kind in den Kindergarten zu geben.
  • Wenn behauptet wird, nur im Kindergarten kann ein Kind Sozialverhalten lernen oder gut gefördert werden.
  • Wenn behauptet wird, ein Kindergartenbesuch sei wichtig, damit sich das Kind in der Gesellschaft zu behaupten lernt und später in der Schule klar kommt.
  • Wenn ein Kind regelmäßig weinend im Kindergarten zurück gelassen wird, obwohl es deutlich macht, dass es nicht dort sein möchte.
  • Wenn Erzieher der Meinung sind „da muss es eben durch“ und überhaupt läge das ja nur daran, dass sich die Mutter nicht lösen könne.
  • Wenn der Betreuungsschlüssel so schlecht ist, dass die Erzieher sich nicht altersgerecht um die Kinder kümmern können und daher völlig überfordert sind.
  • Wenn Kinder im Kindergarten zum Essen, Schlafen oder Basteln gezwungen werden. (Dass ich von den häufig noch angewandten Strafen und old-school Erziehungsmethoden im Kindergarten nichts halte, ist ja hoffentlich sowieso klar.)

Das alles finde ich schlimm! Und weil es leider in vielen Fällen genau so abläuft, spricht für mich tatsächlich sehr viel für kindergartenfrei.

Es gibt aber auch tolle Kindergärten! 🙂

Jetzt gibt es aber auch Eltern, die schreiben, sie fänden den Kindergarten eine ganz große Bereicherung für ihr Kind.
Ja… kann das wirklich sein?
Aber ja! Natürlich! Um nicht zu sagen: Zum Glück!!

Es gibt Kindergärten, die…

  • …einfach superschön und toll für Kinder sind.
  • …bindungsorientierte Begleitpersonen für die Kinder haben und sich überhaupt nicht nach Fremdbetreuung anfühlen.
  • bei der Eingewöhnung keinen Druck machen.
  • Kinder Kind sein lassen.

Warum viele Eltern den Kindergarten brauchen

Und dann gibt es Eltern, die…

  • …sich nicht vorstellen können, den ganzen Tag mit ihren Kindern zu verbringen.
  • …vielleicht auch körperlich nicht fit genug dafür sind, Depressionen haben oder kurz vor dem Burnout stehen.
  • …den beruflichen Ausgleich brauchen, um ein harmonisches Familienleben führen zu können.
  • …ihren Job einfach lieben und wieder ausüben wollen.
  • …nicht das Risiko in Kauf nehmen wollen, ihren Job durch die längere Elternzeit zu verlieren.
  • …einfach mal wieder Zeit für sich brauchen.

Und da hilft es nicht zu sagen „hättest du halt keine Kinder gekriegt“. Erstens kann niemand vorher sagen, wie sich das Leben mit Kindern später genau entwickeln und anfühlen wird. Zweitens weiß niemand, wie die individuellen Umstände der Familie aktuell aussehen.

Außerdem gibt es auch Eltern, die zwar durchaus die Möglichkeit hätten, ihr Kind selbst zu betreuen, aber die merken, wie ihr Kind durch den Kindergarten aufblüht und wie gut es ihm tut. Oder das Kind selbst hat den Wunsch geäußert, in den Kindergarten gehen zu wollen.

Wie sehen die individuellen Lebensumstände aus?

Und dann kommt die Entscheidung für oder gegen den Kindergarten ja noch total auf die individuellen Lebensumstände jeder Familie an.

  • Gibt es Geschwister oder ist es ein Einzelkind? (Und beides kann je nach Altersabstand und Charakter für oder gegen den Kindergarten sprechen.)
  • Ist das Kind generell eher ein fröhliches, ausgeglichenes Kind oder ein sehr herausforderndes? (Und auch für beide Charaktere sprechen Gründe für und gegen den Kindergarten.)
  • Lebt die Familie in einer engen Stadtwohnung oder in einem Haus mit Garten auf dem Land?
  • Gibt es Unterstützung in Form von Großeltern/Nachbarn/Patentante/Mütterteam…? Könnte die Mutter trotz Selbstbetreuung auch mal Zeit für sich haben?
  • Gibt es tolle Kurse/Vereine/Waldspielgruppen/Orte, an denen das Kind mit anderen Kindern spielen kann?
  • Wie geht es der Familie finanziell? Kann sie von einem Gehalt leben bzw. gibt es die Möglichkeit trotz Selbstbetreuung Geld dazu zu verdienen?
  • Gibt es überhaupt Kindergärten in der Nähe, die für die Familie in Frage kommen?
  • Ist ein Elternteil alleinerziehend oder nicht?

Das sind alles Aspekte, die wir häufig gar nicht von anderen Familien wissen. Es wird dann nur gesehen, „aha Helikoptermama“ oder „aha Fremdbetreuung mit 18 Monaten“. Stempel aufgedrückt.

Und das finde ich so schade! Denn es verursacht nur Trennung. Und das ist doch das, was wir alle am wenigsten gebrauchen können.

Mein Appell für mehr Verständnis

Deshalb möchte ich mit diesem Artikel für mehr Verständnis appellieren, gegenüber Familien, die andere Entscheidungen treffen und getroffen haben, als ihr selbst.

Hört auf zu urteilen und werten und versucht euch mal wirklich emphatisch in die Situation der anderen hineinzuversetzen. Würdet ihr an ihrer Stelle nicht vielleicht genauso handeln? Und wenn nicht, dann lasst sie doch einfach trotzdem ihre eigenen Entscheidungen treffen. Und versucht sie weder von irgendwas zu überzeugen, noch euch für euren eigenen Weg zu rechtfertigen. Es gibt kein allgemein gültiges richtig und falsch, kein besser und schlechter. Es ist nicht eure Aufgabe, Entscheidungen von anderen Familien in Frage zu stellen, oder zu diskutieren. Vielleicht würden sie auch gern anders handeln, kennen aber einfach den Weg dafür nicht. Dann könnt ihr ja einfach berichten, wie ihr es macht, ohne gleich zu belehren oder werten.

Doch leider passiert es so leicht, dass wir von uns auf andere schließen. Und dadurch machen sich die einen Vorwürfe und sehen sich als „schlechte Mütter“ wenn sie ihre Kinder früh fremdbetreuen lassen. Die anderen denken, sie sind „schlechte Mütter“, weil sie ihren Kindern nicht mehr Kontakt zu anderen Kindern ermöglichen können.

Gerade in den sozialen Medien erlebe ich so viel Mütter-Bashing (gegenseitiges kritisieren, verurteilen, beschimpfen), was ich wirklich traurig finde. Ich lese sowohl in kindergartenfrei-Gruppen, als auch in anderen mit. Und das Verurteilen geht in beide Richtungen.

Aber können wir von unseren Kindern auf andere Kinder schließen? Nein.

Können wir von uns auf andere Eltern schließen? Nein.

Wissen wir wirklich, unter welchen Umständen andere Familien leben und warum sie so entscheiden? Nein.

Und ich schreibe jetzt so schlau daher, nicht werten und nicht urteilen, dabei ertappe ich mich selbst oft genug dabei, doch wieder genau das zu tun. Es ist nun mal fest in unserem Ego verankert und schon fast so eine Art Lebensaufgabe, sich davon zu lösen. Manche Glaubenssätze und Überzeugungen sitzen sehr tief. Doch ich bin überzeugt davon, dass es sich lohnt, daran zu arbeiten und das mache ich mir immer wieder bewusst.

Schluss mit dem „Wer-macht-es-besser?-Wettstreit“!

Ich habe das Thema „kindergartenfrei“ als Anlass für diesen Artikel genommen, weil ich weiß, dass es bei vielen meiner Leserinnen ein sehr präsentes Thema ist. Allerdings hätte ich genauso gut „Plastikwindeln oder windelfrei“ oder „stillen oder Flasche geben“ oder „tragen oder Kinderwagen“ oder „Brei oder Baby-led weaning„, „Hausgeburt oder Klinikgeburt“ oder unzählige andere Themen nehmen können.

Es gibt so viele Dinge, bei denen es gerade unter bindungsorientierten Familien ein regelrechter Wettstreit geworden ist, was denn nun besser sei. 

„Ja aber Sophie, Familienbett MUSS doch sein oder?“

Und was, wenn im Familienbett einfach alle schlechter schlafen? Muss man sich dann als schlechtere Mama fühlen, nur weil man es anders macht? Nein! Es gibt für alles Gründe, die dafür sprechen und dagegen.

Ausprobieren ist erlaubt und „falsche“ Entscheidungen können korrigiert werden

Es sind einfach nun mal alles Dinge, die wir innerhalb unserer Familie selbst individuell für uns entscheiden müssen. Wo wir uns auch mal ausprobieren dürfen, um dann zu merken, dass es doch die falsche Entscheidung war. Und es steht einfach niemandem zu, darüber zu urteilen, ob wir die richtige oder die falsche Entscheidung getroffen haben. Weil es eben kein richtig und falsch gibt.

Vielleicht fühlt sich auch die Entscheidung, das Kind nicht in den Kindergarten zu geben, nur eine Zeit lang richtig an. Und dann ändert sich die Situation. So war es ja auch bei uns. Wäre es dann nicht dumm, die Kinder entgegen ihrer Wünsche trotzdem weiter zu Hause zu lassen, nur weil wir früher mal entschieden hatten, dass wir kindergartenfrei leben wollen und ich ein Buch darüber geschrieben habe? Doch, ich finde schon.

Inzwischen hat Corona wieder alles durcheinander gebracht und Fleur (5) war in diesem Jahr noch keinen einzigen Tag im Kindergarten. Auch gut, dann ist es jetzt eben wieder so. Gerade fühlt es sich genau richtig an.

Wir dürfen auch alle unsere Entscheidungen jederzeit wieder ändern und an unsere Lebenssituation anpassen, ja das sollten wir sogar dringend tun!

Wichtig ist mir die freie Wahl

Worum es mir geht, und warum ich mich auch so für das Thema kindergartenfrei einsetze, ist, dass ich mir wünsche, dass jede Mutter (/Familie) wirklich die freie Wahl hat und selbstbestimmt entscheiden kann. Und kindergartenfrei zu leben ist nun mal heute sehr unüblich geworden, sodass es viele Mütter sehr schwer haben, hier wirklich freie Entscheidungen treffen zu können. Und für Väter ist das meist noch schwieriger! Sei es, weil der Chef Druck macht, dass sie wieder arbeiten gehen sollen, oder weil die Familie denkt, der Kindergarten wäre aber wichtig für das Kind. 

Ich bekomme viele Mails von Müttern, die mich nach meiner Meinung fragen, was ich in ihrer persönlichen Situation empfehlen würde. Häufig lese ich aus diesen Nachrichten ganz viel Verunsicherung, doch in der Regel schwingt zwischen den Zeilen mit, dass diese Mütter ihre Kinder eigentlich gerne selbst betreuen würden, aber durch ihr Umfeld verunsichert werden und deshalb daran zweifeln, ob die Entscheidung die richtige ist. Würden sie nur auf sich und ihr Kind hören, wäre die Lage eigentlich total klar: zu Hause bleiben. Aber es ist nun mal so, dass unser Umfeld einen ganz schön großen Einfluss auf uns hat und sich das auch nicht so einfach wegdenken lässt.

Eltern, die ihre Kinder in den Kindergarten geben wollen, brauchen in der Regel keine Bestärkung, „weil das ja alle so machen“ und es eben der normale Weg ist. Dafür braucht es keine Blogartikel, die Müttern Mut machen, ihre Kinder in den Kindergarten zu schicken.

Wenn der Kindergarten nicht bedürfnisorientiert ist

Und obwohl das Kind im Kindergarten heute der übliche Weg ist, stelle ich leider fest, dass ganz viele Kindergärten nicht wirklich kindgerecht und bedürfnisorientiert sind. Und das macht es dann natürlich für uns Eltern noch schwerer. Man würde das Kind vielleicht gerne in den Kindergarten gehen lassen, aber es ist keiner da, der den eigenen Werten entspricht. Das ist natürlich eine blöde Situation.

Und das ist es ja auch, was einige Familien (so auch uns) zwangsläufig zum Thema kindergartenfrei bringt, weil sie dann verständlicherweise denken: „Dann lieber gar nicht“. Manche versuchen vielleicht, darüber hinwegzusehen und sich einzureden, dass es schon nicht so schlimm sein wird.

Die andere Möglichkeit wäre, mit der Kindergartenleitung in Kontakt zu gehen und sich für bessere Zustände einzusetzen.

Gerade gestern hat mir eine Mutter erzählt, die die Eingewöhnung ihres Kindes im Kindergarten frustriert abgebrochen hatte, dass die Kitaleitung sie nun ein paar Wochen später angerufen hat und sich entschuldigt hat, wie es gelaufen wäre. Dass sie sich inzwischen von den betroffenen Erziehern getrennt hätten, weil sie das Vorgehen und deren Haltung auch nicht gut gefunden hätten und es intern viele Konflikte deshalb gab. Ich feiere das so!!!

Und ich möchte euch damit Mut machen, wenn ihr im Kindergarten unzufrieden seid, das auch anzusprechen. Beschwert euch bei der Leitung, sprecht mit dem Elternbeirat, setzt euch dafür ein, dass sich was ändert! Das hilft nicht nur eurem eigenen Kind, sondern auch allen anderen! Und natürlich hilft es auch allen anderen Eltern, die vielleicht bei der Eingewöhnung Druck gemacht bekommen. Sicher seid ihr nicht die einzigen, die das stört. 

Eine weitere Möglichkeit wäre, selbst aktiv zu werden und einen bindungsorientierten Kindergarten oder eine Elterninitiative zu gründen.  Und ich finde es großartig, dass es auch Eltern gibt, die die Energie haben, diesen Weg zu gehen!

Neue Wege und Möglichkeiten

Mein Anliegen ist es, mit meinem Blog aufzuzeigen, dass es eben doch oft einige Möglichkeiten gibt, wo man vielleicht im ersten Moment keine sieht. Denn manchmal braucht es nur ein bisschen Bestärkung für die Entscheidung, die das Herz schon längst getroffen hat und dann ergeben sich plötzlich neue Wege.

Jede Familie entscheidet für sich!

Und auch wenn ich hier in letzter Zeit viel über das Thema „kindergartenfrei“ schreibe, heiße ich natürlich auch weiterhin alle Familien auf meinem Blog herzlich willkommen, deren Kinder den Kindergarten besuchen. Und ich bin überzeugt davon, dass jede Familie für sich, die für den aktuellen Moment richtige Entscheidung getroffen hat und dass keine von beiden besser oder schlechter ist.

Alles Gute für euren Weg!

Warum kindergartenfrei nicht „besser“ ist und warum wir aufhören sollten, über andere zu urteilen

5 Kommentare zu „Warum kindergartenfrei nicht „besser“ ist und warum wir aufhören sollten, über andere zu urteilen

    • 2021-06-06 um 20:00 Uhr
      Permalink

      Oh, meine Herzen wurden als Fragezeichen dargestellt ? <3 vielen Dank für diesen differenzierten Artikel. Mir geht's genauso. Dieses Mütter Bashing und es gibt nur einen Weg nervt mich auch sehr.

      Antworten
      • 2021-06-06 um 20:07 Uhr
        Permalink

        Danke für deinen Kommentar Maria. 🙂
        Ja, mit den Sonderzeichen gibt es grad leider noch ein paar Probleme im Datensatz… ich hab mal ein Ausrufezeichen draus gemacht.

  • 2022-07-12 um 15:34 Uhr
    Permalink

    Liebe Sophie,
    das ist ein ganz wunderbarer Artikel der alles genau auf den Punkt bringt! Ich habe nun zwei Kinder sehr unterschiedlichen Alters, und war jedes Mal bei Kindergarteneintritt auf einer anderen Stufe meiner persönlichen Entwicklung.
    Bei dem Großen stellte sich die Frage für mich ob kindergartenfrei oder nicht, gar nicht erst, sondern lediglich die Frage, zwei oder drei Jahre Elternzeit.
    Ich entschied mich am Ende für 2 Jahre und hatte totales Glück, mein Sohn erlebte ein wunderschönes erstes Kindergartenjahr und auch weitere, und konnte Freundschaften knüpfen, die für ihn bis heute, mit fast 12 noch Bestand haben. Auch ist er allein ein eher ruhiges Kind, kann aber in der richtigen Gesellschaft und mit den richtigen Aufgaben voll und ganz aufblühen. Ich konnte mich in seiner Kindergartenzeit ruhigen Gewissens beruflich sehr gut weiterentwickeln, auch wenn er beim Abholen manchmal der Letzte gewesen ist.
    Bei dem Kleinen sahen die Umstände etwas anders aus.
    Er hat ein lebhafteres Temperament und war von Anfang an mehr ein Mamakind, weshalb ich die Elternzeit auf fast drei Jahre ausdehnte.
    Auch liebäugelte ich wegen der drastischen Coronamaßnahmen mit dem Gedanken auf einen Kita- Verzicht.
    Letztlich entschied ich mich für den Kindergarten, da ich tatsächlich- als Alleinerziehende mit 2 Kindern und wenig Unterstützung- am Limit des für mich leistbaren war.
    Und siehe da, wir hatten auch diesmal Glück, die Massnahmen waren an diesem Kindergarten gar nicht so schlimm, kein Kind wurde getestet und ich brauchte zur Eingewöhnung auch keinen entsprechenden Nachweis.
    Und eingewöhnt hat er sich auch ganz gut, nur Schlafen mag er nicht so gern da. Da ich selbst zu Hause bin, und mir meist meine Zeit frei einteilen kann, hole ich ihn an ein, zwei Tagen die Woche auch schon mittags ab. Und wenn ich merke, das Wochenende war zu trubelig oder er ist mir allgemein zu aufgedreht und unruhig, lasse ich ihn spontan auch mal ganz zu Hause.
    Ich weiß auch, dass es ein Privileg ist, so etwas zu tun.
    Und dass es voll berufstätige Mütter einfach nicht leisten können.
    Schön auch, was du zum Thema Beurteilung anderer schreibst.
    Neulich auf einer Spielwiese hab ich eine junge Mama beobachtet, die ihr Baby stillte, bis sie das Gefühl hatte, dass es satt ist, und ihm danach den Schnuller zur Beruhigung gab, was aber nichts half. Mein erster Gedanke war natürlich, oh, warum legt sie die Kleine nicht einfach noch mal an?
    Stattdessen legte sie sie in den Wagen , und schipperte sie so lange, bis sie einschlief. Gut, dachte ich dann, genau betrachtet hat sie es ja gut gelöst. Und ich erinnerte mich daran, dass ich, als der Große klein war, ihn auch nicht so oft nach Bedarf gestillt habe, und er auch einen Schnuller hatte und manchmal im Wagen lag.
    So wie diese Frau heute war ich damals noch nicht aufgeklärt genug über bestimmte Themen eines bindungsorientierten Aufwachsens. Wie ich das dachte, machte ich meinen Frieden mit der Frau, sie tut das, was sie selbst als optimal empfindet, und so tue ich es auch. Mein Kleiner wurde als Baby ausschließlich getragen und bekommt heute noch, mit 3 1/2 nach Bedarf die Brust, weil ich erst bei ihm entdecken durfte, welche Vorteile uns das lange Stillen bringt.
    Weiter so, Sophie, gerne mehr solcher Artikel wie diesen!
    Ich bewundere immer wieder, wie gut du reflektierst und dabei direkt und klar in der Sprache bleibst!

    Antworten

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