Überall hört und liest man von dem Wunsch einer „selbstbestimmten Geburt“. Nicht zuletzt bei mir auf dem Blog. 😉 Aber was heißt das eigentlich genau, selbstbestimmt? Wann ist eine Geburt selbstbestimmt und sicher? Und geht das nur zu Hause? Heute möchte ich ein paar Gedanken zu diesem Thema teilen und von den Geburten meiner Kinder erzählen.
Eine selbstbestimmte Geburt bedeutet für mich, dass ich selbst bestimmten kann…
… WO, also an welchem Ort, ich mein Kind gebären möchte. Zu Hause? Im Geburtshaus? Oder fühle ich mich am Wohlsten in einer Klinik?
… WIE, also in welcher Position, ich mein Kind gebären möchte. Ich möchte mich frei bewegen können und spontan entscheiden können, welche Position ich einnehmen möchte und ob ich ins Wasser gehe oder nicht usw.
… MIT WEM, das heißt wer dabei sein soll, wenn unser Kind zur Welt kommt. Mein Partner? Die Geschwisterkinder? Eine Hebamme? Eine Doula oder eine Freundin? Oder möchte ich auch ärztliche Begleitung?
… WANN UND IN WELCHEM TEMPO unser Kind kommen darf. Ich möchte uns so viel Zeit geben wie wir brauchen und nicht durch Einleitung oder Wehentropf die Geburt beschleunigen oder mich gestresst fühlen, weil jemand meint, es geht zu langsam voran
...IN WELCHER UMGEBUNG ich mich wohl fühle. Soll es hell oder dunkel sein (Licht gedämmt, Kerzen)? Möchte ich eine bestimmte Entspannungs- oder Tanzmusik? Helfen mir bestimmte Gerüche oder Affirmationskarten?
… WAS UND WANN ich essen und trinken möchte.
Kurz: Ich fühle mich wohl und frei zu tun und lassen, was immer mir während der Geburt gut tut. 🙂
Unsere Wünsche für die Geburt
Als ich mit meiner ersten Tochter schwanger war, waren mein Mann und ich uns von Anfang an einig darüber, dass wir eine Hausgeburt wollten. Und zwar deshalb, weil wir uns die Geburt so natürlich wie möglich wünschten, also möglichst ohne medizinische Eingriffe. Und zu Hause oder im Geburtshaus ist die Wahrscheinlichkeit natürlich höher, dass das klappt.
Außerdem wusste ich bereits, welch großen Einfluss es auf den Geburtsverlauf hat, ob sich die werdende Mutter wohl in ihrer Umgebung fühlt oder nicht. Und mir war klar, dass ich mich in unseren eigenen vier Wänden am wohlsten fühlen würde.
Weil ich soviel positives darüber gehört hatte, haben wir uns einen Geburtspool gekauft. Siehe dazu mein Artikel Die Wassergeburt – Über Geburtspool, Badewanne, Regentonne und mehr.
Zum Glück fanden wir auch zwei tolle Hebammen, die uns in unserer Entscheidung unterstützten und die beiden Hausgeburten unserer Töchter begleiteten.
Planst du selbst gerade auch eine Hausgeburt? Eine ausführliche Checkliste, was du für eine Hausgeburt alles vorbereiten kannst, findest du hier.
Meine erste Geburt – unerwartet früh und schnell
Meine erste Tochter kam 10 Tage vor dem Termin und ich war noch überhaupt nicht auf Geburt eingestellt. Am Abend vorher war die Hebamme noch dagewesen und ich sagte zu ihr, es würde sicher noch zwei bis drei Wochen dauern bis zur Geburt. Ich hatte bisher auch keinerlei Vorwehen gehabt.
Das war dann auch der Grund dafür, warum ich am nächsten Morgen noch nicht im geringsten an die Geburt dachte, als ich ein leichtes Ziehen in der Gebärmutter verspürte. Da waren sie nun also, die Vorwehen. Dachte ich. Es dauerte eine Weile bis ich realisierte, dass die Wellen in unregelmäßigem Abstand zwar, aber doch immer wieder kehrten und auch stärker wurden. Trotzdem hielt ich es noch für viel zu früh, als mein Mann fragte, ob er Wasser in den Geburtspool einlassen sollte.
Gegen Mittag löste sich der Schleimpfopf und die Wellen wurden recht unangenehm. Wir riefen die Hebammen an, die mindestens eine Stunde Fahrzeit zu uns haben würden. In der Zwischenzeit stieg ich in die Badewanne und mein Mann ließ das Poolwasser ein. Ich konnte immer noch nicht so recht glauben und zulassen, dass unser Baby jetzt wirklich schon kommen würde. Schließlich hieß es doch immer so eine Geburt würde stunden- wenn nicht tagelang dauern und mit viel heftigeren Schmerzen verbunden sein. Klar, ich hatte alternative Literatur gelesen, aber konnte es wirklich so schnell und einfach gehen?
Ich denke im Nachhinein, ich hätte sie vielleicht schon in der Badewanne gebären können, aber dass die Hebammen noch nicht da waren, hat mich zurückgehalten.
Denn als diese dann eintrafen und mich untersuchten, war das Köpfchen quasi bereit zum Gebären. Ich wechselte in der nächsten Wehenpause in den Geburtspool und ein paar Wellen später wurde unser Tochter geboren.
Die zweite Geburt – nach zwei Stunden war mein Baby da!
Meine zweite Tochter entschied sich pünktlich am Termin zu kommen. Nach den Erfahrungen meiner ersten Geburt, und weil man ja oft hört, die zweite Geburt geht schneller, waren wir dieses mal gut vorbereitet und auf alles gefasst. 😉
Am Tag vor der Geburt hatte ich auch immer wieder leichte Vorwehen. Am Abend, als ich gegen 23 Uhr gerade ins Bett gehen wollte, musste ich dann auf’s Klo und hatte Durchfall. Ein Vorbote?
Kurz darauf ist auch die Fruchtblase geplatzt und wir waren aufgeregt und voller Vorfreude. Meine Mutter, die zu Besuch war, legte sich zu unserer großen Tochter ins Zimmer und wir begannen Kerzen anzuzünden und Wasser in den Geburtspool zu lassen. Ich rief auch in weiser Voraussicht direkt meine Hebammen an und bat sie loszufahren. Kurz nach Mitternacht waren sie da und ich veratmete inzwischen die schon recht intensiven Wellen auf dem Bett kniend und an einem Tragetuch hängend.
Gegen viertel vor eins spürte ich ein leichtes Druckgefühl und wechselte in den Pool. Ein paar Wellen später wurde unsere zweite Tochter um kurz nach eins geboren. Ich nahm sie selbst aus dem Wasser in Empfang und legte sie mir auf die Brust.
Unsere Große hatte alles verschlafen und kam am nächsten Morgen in unser Zimmer getapst, um ihre kleine Schwester zu begrüßen.
Ich bin dankbar und überglücklich, dass ich zwei Hausgeburten erleben durfte, die beide so schnell, unkompliziert und selbstbestimmt abliefen.
Solche Erfahrungen wünsche ich jeder Schwangeren und möchte mit dem Teilen meiner Geburtsberichte dazu beitragen, Ängste vor der Geburt abzubauen und zu verbreiten, dass Geburt auch leicht sein kann!
Mit diesem Artikel nehme ich teil an der Blogparade „Die selbstbestimmte Geburt“ von Stephanie vom Blog Erwachende Eltern. Unter dem verlinkten Beitrag findest du weitere inspirierende Geburtsberichte von selbstbestimmten Geburten.