Heute folgt mal wieder als Gastartikel der Bericht einer Mutter aus ihrem Bindungsorientierten Familienleben. Den Anfang hatte im Februar Simone gemacht, mit ihrem Artikel: Familienbett auf Umwegen. Heute berichtet Katharina von ihrem Umgang mit dem Thema „Tragen oder Kinderwagen?“ Ich wünsche dir viel Freude und hoffe, auch ihr Impuls inspiriert dich auf deinem Weg. Und was nutzt du? Tragen oder Kinderwagen? Erzähl es uns gerne in den Kommentaren.
Gastbeitrag
Ich heiße Katharina, bin 26 Jahre alt und wohne mit meinem Mann und unserem knapp einjährigen Sohn in Unterfranken in einem kleinen Dorf. Zuvor wohnten wir bis Anfang 2020 Mitten in der Stadt, dritter Stock Dachgeschoss. Aus diesem Grund war von vornherein klar, dass es wohl einfacher sein wird, unser Kind zu tragen anstatt es im Kinderwagen zu schieben.
Von Tüchern und Tragen
Durch meine Schwester und meine zwei Nichten kannte ich schon die Unterschiede zwischen Tuch, Trage und Ring Sling, aber mir war zu dem Zeitpunkt noch nicht klar, dass man eigentlich nicht alle Varianten braucht.
Ich bekam in der Schwangerschaft viele Dinge der Erstausstattung von meiner Schwester. Mit dabei war eine Mei Tai Trage, die man an der Hüfte schnallt und ansonsten bindet. Also sparte ich mir das Geld für eine Trageberatung und verließ mich darauf, dass das schon klappen würde (das ist eigentlich nicht zu empfehlen!). Zusätzlich kaufte ich in der Schwangerschaft noch einen Ring Sling aus Leinen. Er wurde bis heute genau drei Mal benutzt. Als mein Sohn etwa zwei Monate alt war, brauchte ich noch ganz dringend ein Tuch. Denn in meiner Vorstellung benutzt die perfekte Mutter natürlich keine vorgefertigte Trage, sondern bindet ihr Kind kunstvoll in ein wunderschön gewebtes Tuch (völliger Blödsinn solche Gedanken!).
Dieses Tuch habe ich etwas häufiger als den Ring Sling benutzt, jedoch liegt es trotzdem meistens im Schrank. Bis heute trage ich meinen Sohn am liebsten in der Mei Tai, mittlerweile in unserer eigenen in Toddlersize. Man kann also viele verschiedene Modelle von Tüchern und Tragen haben und diese sogar sammeln, aber eine reicht uns völlig. Wichtig ist nur, dass sie zum Kind und zum Erwachsenen passt.
Von Zweifeln und Idealvorstellungen
Am Ende der Schwangerschaft kamen dann aber doch Zweifel auf, ob es denn so ganz ohne Kinderwagen klappen könnte. Was ist, wenn es im Sommer zu heiß ist? Was, wenn das Kind gar nicht getragen werden will? Wäre es nicht praktischer zum Einkaufen einen Kinderwagen zu benutzen?
Meine Idealvorstellung vom ausschließlichen Tragling bröckelte. Ob das denn klappen könnte, so ganz ohne Wagen?
Wir entschieden uns auf Nummer sicher zu gehen und kauften von Freunden einen gebrauchten Kinderwagen. Oft wird er nicht benutzt, ganz unnütz ist er aber dennoch nicht. Einkaufen klappt mit einem Kinderwagen nun mal wirklich besser, wenn man schwere Einkäufe hat und zu Fuß unterwegs ist. Im Sommer kam hingegen meist die Trage zum Einsatz und wir schwitzen uns einfach gegenseitig an.
Mal so mal so
Es gab immer wieder Phasen, da benutzte ich ausschließlich die Trage, besonders im ersten halben Jahr. Als mein Sohn schwerer wurde, spürte ich bei längeren Strecken, dass es im Unterbauch und an den Schultern schmerzte. Ab da kam dann auch häufiger der Kinderwagen zum Einsatz.
Mittlerweile ist unser Sohn schon relativ schwer mit seinen 11 kg. Getragen wird er bei kurzen Strecken vorne auf dem Bauch, beim Staubsaugen und Wischen auf dem Rücken und bei langen Spaziergängen trägt mein Mann. Den Kinderwagen benutzen wir bei Städtetrips oder wenn ich länger Strecken ohne meinen Mann zu Fuß gehe. Wichtig ist für uns nur, immer die Trage unten im Kinderwagen dabei zu haben, damit man jederzeit wechseln kann.
Mein Fazit
Ich bin froh, dass mein Kind ein Tragling ist, denn ich liebe die Nähe zu meinem Kind, besonders wenn er dann friedlich in der Trage einschläft. Genauso froh bin ich darüber, dass er den Kinderwagen akzeptiert. Man muss sich nicht für eine Art der „Transportmöglichkeit“ entscheiden, denn beides hat seine Vorteile, besonders wenn man beides kombiniert.