Das Thema alternative Monatshygiene ist in den letzten zehn Jahren glücklicherweise mehr und mehr in der Gesellschaft angekommen. Wenn man bedenkt, dass ca. die Hälfte der Weltbevölkerung eine Zeitlang ihres Lebens menstruiert, kann wirklich jede Menge Müll durch alternative Menstruationsprodukte gespart werden.
Wenn wir ohne Scham mit Kindern über die Menstruation sprechen, sollten wir sie am besten auch schon für das Thema Nachhaltigkeit sensibilisieren. Doch alternative Monatshygiene ist nicht nur besser für die Umwelt, sondern in vielen Fällen auch angenehmer für Mädchen und Frauen zu nutzen.
Eine Expertin auf diesem Gebiet ist Stefanie Wagner (siehe Foto), Gründerin von ALMO (https://natuerlich-almo.de)* und Inhaberin des ersten Menstruationsladens weltweit. Ich freue mich sehr, dass sie sich Zeit für ein Interview mit mir genommen hat.
Hinweis: Ich nehme am ALMO-Bloggerprogramm teil, das heißt: Wenn du über einen mit * markierten Link etwas bei ALMO bestellst, bekomme ich eine kleine Provision. Für dich bleibt der Preis natürlich der gleiche.
Sophie: Hallo liebe Stefanie! Magst du dich zu Beginn kurz meinen Leserinnen vorstellen? Wer bist du und wie bist du zu ALMO gekommen?
Stefanie Wagner: Ich bin die Stefanie von ALMO. Vor 12 Jahren war ich auf der Suche nach Stoffbinden für mich. Ich hatte mir 10 verschiedene Binden von unterschiedlichen Marken bestellt. Aber alle waren wirklich Schrott und so habe ich mir ganz leichtsinnig gedacht: Das mach ich mal besser!
Ich habe dann zwei Jahre lang getüftelt, bis die perfekte Binde fertig war. Und diese wollte ich ja nur für mich machen. Dann war die perfekte Binde also fertig und ich dachte mir: Wow, so ein tolles Tragegefühl brauchen alle auf der ganzen Welt! Und so war meine Mission geboren. Ich wollte früher zwar nie über das Thema Menstruation reden, aber mit ALMO ist mir dann nichts anderes übrig geblieben. 😉 Der offizielle Start von ALMO war November 2013.
ALMO ist die Abkürzung für Alternative Monatshygiene. Was gehört da für dich alles dazu?
Zu ALMO gehört alles rund um die Monatshygiene. ALMO ist das Label für meine Stoffbinden und Slipeinlagen, damit habe ich angefangen. Dann kamen Wetbags für unterwegs dazu, dann Stilleinlagen und Abschminkpads. Danach kamen die Periodenslips dazu, dann Stoffwindeleinlagen und auch Waschlappen und Läppchen. Das ist alles ALMO.
Welche Ausstattung ist nötig, wenn man auf Stoffbinden umsteigen will? Was würdest du zum ersten Ausprobieren empfehlen?
Es kommt drauf an. Willst du sie als Slipeinlage? Willst du sie für die Blutung? Willst du sie in Kombination mit Tasse/Schwamm? Wenn du jetzt bereits Einlagen verwendest, kannst du überlegen: Wie viele Einlagen brauche ich pro Woche oder pro Tag? Brauch ich eine nachts, eine tags oder brauch ich fünf am Tag? Wobei man die ALMOs viel weniger wechselt als Wegwerfeinlagen, weil sie nicht so leicht zerknubbeln und weil sie nicht so stinken und man sich damit nicht so unwohl fühlt. Also als Slipeinlage reicht eigentlich eine tagsüber und wenn man nachts noch eine trägt noch eine für nachts.
Außerdem kann man sich überlegen: Wie oft wasche ich?
Wenn man einmal die Woche wäscht und jeden Tag eine hat, braucht man mind. 7 plus Waschtag, wenn man eine tags und eine nachts hat, 14.
Bei der Blutung kommt es ebenso darauf an, wie stark sie ist. Es gibt Frauen, denen reicht eine Stoffbinde für tags und eine für nachts, denen würden sechs Stück reichen. Wenn jemand stark blutet und das sieben Tage lang, der braucht schon locker 20. Es ist sehr individuell.
Das erste ToDo ist: Die Wegwerfeinlagen in der Länge messen und im ALMO-Shop* mit den Größen vergleichen. Für die Blutung ist es auch gut, wenn man verschiedene Größen hat, weil man ja nicht jeden Tag gleich blutet. Für nachts lieber lang und dick und tagsüber nur so viel wie nötig. Was sich auch lohnt ist, mind. 10 Stück zu nehmen, weil es ab 10 Stück 20% Rabatt gibt.
Es gibt ja inzwischen zahlreiche Modelle an Mestruationstassen. Wie kann man am besten herausfinden, was für einen passt?
Die Menstruationstasse würde ich unbedingt nur mit persönlicher Beratung kaufen.
Wie bist du auf die Idee gekommen, einen Menstruationsladen zu eröffnen?
Ich hab mir immer überlegt, dass so ein Laden geil wär, aber naja.. macht man so was? 😉
2019 hab ich dann ganz dringend Geschäftsräume gebraucht, weil ich vorher alles aus meiner Wohnung gemacht hab und alles war belagert mit Stoffbinden; das Wohnzimmer, der Flur und die Küche war mein Büro. Ich hatte eigentlich keinen Wohnraum mehr. Also habe ich entschieden: Ich brauch unbedingt Geschäftsräume. Aber ich hol mir jetzt nicht irgendein Hinterhoflager, ich will richtig gut sichtbar sein und setz mich mitten in die Stadt. Und gesagt getan – wenn ich was anpacke, dann richtig. Also hab ich vier Wochen lang nach einem Laden gesucht, dann einen gefunden und vier Wochen später den Laden eröffnet.
Wie sind die Reaktionen der Öffentlichkeit und Passanten zu deinem Menstruationsladen? Hast du das Gefühl, dass das Thema Menstruation allmählich nicht mehr ganz so ein Tabu ist, oder liegt immer noch ein weiter Weg vor uns bis dahin?
Es ist schon viel besser geworden. Wenn ich vor 10 Jahren einen Laden aufgemacht hätte, ich glaub die hätten mir faule Tomaten, oder faule Eier an die Fenster geschmissen. Ich glaube, der Laden hätte nicht überlebt. Heute ist es schon viel cooler. Und dadurch, dass ich mich auch mitten in die Stadt gesetzt habe, mit riesen Schaufenster und ganz frei, hab ich auch tatsächlich keinen Gegenwind gehabt.
Es hat sich viel getan aber es gibt immer noch viel zu tun. Es gibt immer noch Menschen, die den Kopf schütteln, wenn sie vorbeilaufen, oder mein Paradebeispiel: Eine Frau, die kurz nach der Eröffnung die Straße entlang gelaufen ist und durch die ganze Straße geschrien hat: „Boa, Menstruationsladen, ich kotz gleich!“ Das zeigt: Es gibt noch richtig viel zu tun. Es ist immer noch ein großes Tabu.
Was ist deine Empfehlung, um junge Mädchen auf ihre Menarche vorzubereiten?
1. Gutes Vorbild sein. 2. Drüber reden. 3. Als Mama auch altnerative Produkte benutzen und nicht nur für die Tochter kaufen wollen, finde ich wichtig. Natürlicher Umgang mit der Periode unter Familie und Freunden. Produkte unbedingt schon vorher kaufen und dem Mädchen rechtzeitig bereit legen. Damit es da ist, wenn es so weit ist und damit das Mädchen sich schon mal damit auseinandersetzen kann und man darüber redet. Damit sie vielleicht auch mal eine Stoffbinde anziehen kann und schauen kann, wie sich das anfühlt. So ist nicht alles neu ist, wenn die Periode eintritt.
Sonst ist die Periode plötzlich was neues und dann muss man auch noch eine Binde in die Unterhose reinlegen und das ist nochmal was komisches. Wenn man die Sachen vorher schon ausprobieren konnte, kennt man zumindest schon mal das Tragegefühl. Und oft kommt ja vorher auch schon der Ausfluss, für den die Mädchen auch schon Slipeinlagen tragen. Und cool ist halt, wenn sie dann schon was aus Stoff haben und gar nicht erst mit den Plastikzeug anfangen.
Welche alternativen Menstruationsprodukte eignen sich am besten für Mädchen?
Meine Empfehlung ist ganz klar: Stoffbinden, da gibt es auch schon kleine, süße. Wenn ein Mädchen wirklich will, kann man auch mal Menstruationstasse und Bio-Baumwolltampons zeigen oder bereitlegen. Ich persönlich bin aber gar kein Fan von diesen Einführprodukten, egal ob für Mädchen oder Frauen. Weil es einfach ein Fremdkörper ist und es ist unglaublich wie viele Frauen ich auf Messen treffe oder die in den Laden kommen und die sagen: „Dieser Tampon hat schon immer gedrückt und ist unangenehm und trocknet mich aus.“ Das ist wirklich der Hammer! Deswegen sag ich immer: Wenn man mit dem Zeug zum Einführen gar nicht erst anfängt, braucht man damit auch nicht aufhören, denn tatsächlich gibt es sehr viele Frauen, die wieder aussteigen bzw. auf Stoffbinden oder Periodenslips umsteigen.
Zum Start ist es gut, für die Mädchen 5-10 Stoffbinden in XS mit Auslaufschutz* zu kaufen, weil sie diese für Ausfluss schon verwenden können, wenn sie das Gefühl haben, die Tage kommen bald. Für die Blutung kommt es dann auf die Stärke an. Bei manchen reicht die XS, andere brauchen vielleicht die M.
Es gibt die Mondzyklus Box*, da ist alles mögliche drin: Wegwerfbinden, Wegwerftampons, Wegwerfslipeinlagen, Stoffbinde, Periodenslip, Wärmflasche, Zyklusroller, Tee, Schwamm, Tasse, eben alles, was man für die Menstruation brauchen kann.
Vielen Dank fürs Teilen deiner Erfahrungen und Tipps liebe Stefanie und viel Erfolg weiterhin mit ALMO! 🙂
Buchverlosung „Mut zum Blut!“
In meinem Blogartikel „5 tolle Kinder- und Jugendbücher zum Thema Menstruation“ habe ich vor ein paar Wochen bereits das wundervolle Buch „Mut zum Blut!“ von Chella Quint aus dem Zuckersüß Verlag ausführlich vorgestellt. Es wird für Kinder ab 8 Jahren empfohlen. Lies dir gerne die Buchvorstellung (nochmal) durch, und wenn es dich anspricht, hast du hier die Gelegenheit, ein Exemplar des Buches zu gewinnen!
Denn wie das heutige Interview zeigt, hat auch Stefanie ganz viel „Mut zum Blut“ gezeigt und wirkt bis heute kräftig bei der Enttabuisierung des Themas Menstruation mit. Damit ist sie für mich ein mutiger und inspirierender Leuchtturm.
Teilnahmebedingungen:
Wenn du in den Lostopf hüpfen möchtest, hinterlasse unter diesem Blogartikel bis zum 8. Juli 2022 um 24 Uhr einen Kommentar und verrate uns, ob du schon alternative Menstruationsprodukte nutzt und wenn ja, welche. Wenn du magst, berichte auch gerne ein bisschen ausführlicher von deinen Erfahrungen, wie du dazu gekommen bist, ob dir die Umstellung leicht gefallen ist, oder aus welchen Gründen du vielleicht doch bei Wegwerfprodukten geblieben bist. Ich bin gespannt.
Das Los entscheidet und die Gewinnerin wird per E-Mail benachrichtigt.
Viel Glück! 🙂
Vielen Dank an den Zuckersüß-Verlag fürs zur Verfügung stellen des Verlosungsexemplars.
Hallo, vielen Dank für diesen Artikel.
Ich habe mich durch meine beste Freundin auf das Experiment alternative Monatsprodukte eingelassen und verwende nun schon seit mehr als einem Jahr Stoffbinden unterschiedlicher Hersteller und Menstruationstassen.
Bei meinen früher sehr starken Blutungen bin ich mit den Tassen manchmal an deren Grenzen gestossen- vor allem nachts. Aber in der Kombination mit den Stoffbinden war ich am Ende sehr zufrieden. Ein häufiges Wechseln in öffentlichen Toiletten fand ich ebenfalls herausfordernd – ich habe dann einfach in die Toiletten für Menschen mit Behinderung genutzt – das Waschbecken dort hat dann (fast) alle Probleme gelöst. 🙂
Ich benutze alternative Monatshygiene schon seit 2013. Ich habe spontan nach Stoffbinden gegoogelt weil ich mir dachte, es muss doch Alternativen zu o.B und Always geben. Dann kam ich zu Erdbeerwoche.com und habe mir Stoffbinden gekauft und seit kurzem habe ich auch Menstruationsunterwäsche.
Ich finde das Thema super spannend und toll darüber zu reden. Denn ich hätte mir auch gewünscht, das meine Mama mit mir liebevoll und wertschätzend über die Periode spricht und es mit mir feiert.
Ich liebe dieses Thema Frau-sein natürlich leben und es den zukünftigen Mädchen bewusst und wertschätzend weitergeben.
Danke für diesen wundervollen Blogartikel.
LG Sophia Gabriel
Ein so wichtiges Thema! Ich benutze seit einigen Monaten Stoffbinden und kann gar nicht mehr nachvollziehen, dass ich damit nicht schon viel früher angefangen habe… 🙂
Hallo,
ich benutze seit vielen Jahren eine Menstruationstrasse und bin super zufrieden. Wirklich, ich liebe sie! Tampons waren mir immer unangenehm. Die Tasse spüre ich kaum und man braucht sie ja auch nicht so häufig zu wechseln, was ich auch angenehm finde. Keine Regelschmerzen mehr, kein auslaufen… Für mich ist sie perfekt und ich wünschte, ich hatte sie schon früher gekauft…
Ich habe damals aber bestimmt zwei Jahre gebraucht, bis ich mich durchgerungen habe sie zu bestellen. Daher finde ich es so schade, dass sie im Interview so schlecht weg kommt. Ich denke, es gibt viele Frauen, die den Artikel lesen und noch keine Alternativprodukte nutzen. Und dann, so wie ich damals, denken, „nur mit persönlicher Beratung und überhaupt Einführprodukte nicht so toll…, Na dann lass ich es doch lieber…“ Denn ich persönlich könnte mir keine Stoffbinden vorstellen, das hab ich zwei Mal im Wochenbett gemacht um Müll zu vermeiden, aber das hat mir dann auch gereicht. 😉 Und ich könnte mir vorstellen, dass das anderen auch so geht…
Wie auch immer, ein wichtiges Thema und ich freue mich, dass es immer mehr in der Gesellschaft ankommt….
Über das Buch würde ich mich sehr freuen! 🙂
Liebe Lucia, vielen Dank für deinen Kommentar. Du sprichst mir sehr aus dem Herzen, denn ich nutze seit mehr als 10 Jahren begeistert eine Menstruationstasse und möchte auch nichts anderes mehr. 🙂 Von daher hatte ich schon im Hinterkopf, dass es irgendwann noch einen weiteren Artikel braucht, in dem die Tassen noch mehr Raum bekommen. Viele Grüße, Sophie
Liebe Heike, herzlichen Glückwunsch, der Zufallsgenerator hat dich als Gewinnerin ausgewählt! 🙂
Viel Freude mit dem Buch!
Hallo, ich finde es wunderbar, dass es so mutige Frauen wie Stefanie gibt und durch ihr tun anderen Frauen mut machen.
Ich war seit längerem am Überlegen, welche Alternativen es zu Tampons gibt, da ich mich damit einfach nicht mehr wohlfühlte, erstens weil ich jedes Mal Schmerzen im Unterleib bekam, wenn ich einen benutzte und zweitens weil es sich für mich nicht mehr stimmig anfühlte so viel Müll zu produzieren.
Ich schaute mich dann im Internet nach Alternativen um, aber hatte ehrlich gesagt nicht den Mut zu wechseln, ich benutzte weiterhin einfach dann Slipeinlagen.
Erst als ich letztes Jahr im September einen Kurs (den urweiblichen Weg der Medizinfau) bei einer Mayaprieserin anfing, indem das Thema Monatshygiene auch behandelt wurde, hatte ich den Mut zu Alternativen zu wechseln. Seit ein paar Monaten benutze ich Stoffslipeinlagen und Menstruationstassen. Ich bin so dankbar, dass ich wieder mehr zurück zu meiner Weiblichkeit gefunden habe und diese mittlerweile feier. Ich habe gelernt mit dem Thema anders umzugehen und mich sogar mit meinem eigenen Blut bemalt und gebe auch Mutter Erde davon zurück.
Ich danke euch ihr wunderbaren Frauen.
LG
Hallo ihr Lieben,
ich benutze Menstruationstassen.
Ich finde es sehr spannend diese Themen auf natürliche Weise mit meinen Kindern zu leben und freue mich, dass es für sie Selbstverständlichkeiten sind.
Alles Liebe!