Das abendliche Zähneputzen mit Kleinkind bringt viele Eltern zur Verzweiflung. Im Internet wimmelt es nur so von Fragen wie: Muss man wirklich ab dem ersten Zahn? Und was tun, wenn das Kind sich weigert? Wie schaffe ich es ohne Tränen, die Zähne sauber zu bekommen?
Ich möchte dir mit diesem Beitrag helfen, das Zähneputzen entspannter anzugehen und die Angst vor Karies zu lindern.
Unsere große Tochter hat ihre ersten zwei Zähne mit vier Monaten bekommen. Das ist früh, aber es gibt auch Kinder, die kommen bereits mit einem Zahn auf die Welt. Daher solltest du die Pauschalregel „ab dem ersten Zahn putzen“ überdenken. Oder würdest du einem Neugeborenen etwa eine Zahnbürste in den Mund stecken? Also ich nicht! So lange du noch voll stillst, brauchst du dir über das Zähne putzen keine Gedanken machen.
Für mich war es wichtig, dass Zähne putzen für meine Tochter nicht negativ behaftet ist, sondern sie einfach lernt, dass es zum abendlichen Ritual dazugehört und irgendwann ganz normal für sie ist. Wenn das auch dein Wunsch ist, dann kannst du vielleicht von meinen Erfahrungen profitieren.
Unser Weg
Unsere Tochter hat mit ca. sechs Monaten begonnen, verschiedene Lebensmittel auszuprobieren. Sie durfte einfach überall probieren (BLW), wo kein Zucker und nicht zu viel Salz drin war und hat dies auch mit großer Freude getan. Gestillt habe ich zusätzlich, bis sie 14 Monate alt war und kein Interesse mehr daran hatte. Im Alter von ca. einem Jahr (sie hatte inzwischen 12 Zähne), haben wir ihr abends im Bad dann eine Zahnbürste gegeben. Währenddessen haben wir (oder einer von uns) uns dann die Zähne geputzt und erklärt, was wir da machen und warum. Die Kleine war sehr interessiert und hat mit der Zahnbürste gespielt. Allerdings noch ohne Zahnpasta und es war auch eher ein auf der Zahnbürste herumbeißen als ein putzen. Aber wir haben sie einfach erstmal gelassen. Nach einer Weile haben wir sie dann gefragt, ob wir ihr mal zeigen dürfen, wie das geht, ob wir mal bei ihr putzen dürfen.
Oft wollte sie aber auch nicht, dass wir bei ihr im Mund putzen, dann haben wir es einfach gelassen und am nächsten Tag wieder probiert.
Ich möchte mit meinen Kindern respekt- und liebevoll umgehen, daher war mir klar: ich würde sie niemals mit Gewalt festhalten und gegen ihren Willen die Zähne putzen. Was nützt es mir, wenn mein Kind zwar kariesfrei ist, aber ihm dafür seelische Schmerzen zugefügt werden, die viel größere Auswirkungen haben können?
Wenn dir deine Kinder erlauben, zu putzen, dann reize es nicht aus, bis sie sich dann doch wehren, sondern putze lieber erstmal kurz, sodass sie bis zum Schluss Freude daran haben und das Zähneputzen nicht negativ in Erinnerung behalten. Bedanke dich anschließend bei ihnen.
Ja, aber was soll ich tun, wenn mein Kind nicht will?
1. Sei ein Vorbild. Immer und immer wieder.
2. Überlege dir kreative Lösungen.
3. Karies vorbeugen.
Kreative Lösungen?
Wenn dein Kind das Zähneputzen nicht mag, überlege, was du ändern könntest:
- Achte auf weiche Borsten
- Sucht gemeinsam eine neue Zahnbürste aus (eventuell kommt auch eine elektrische Zahnbürste in Betracht (vor allem wenn du auch eine benutzt))
- manchmal wirkt ein Spiegel auf richtiger Höhe Wunder, weil es dem Kind Spaß macht, sich beim Zähne putzen zu beobachten.
- Bilderbücher, die das Zähneputzen thematisieren, gibt es viele, vielleicht wäre das eine Idee.
- Putzt euch gegenseitig die Zähne
- Probiert eine neue Zahnpasta aus
- macht ein Spiel daraus:„Schauen wir mal, ob wir noch Brotkrümel vom Abendessen finden?“…
- Lieder singen oder Geschichten erzählen
Karies vorbeugen
Du kannst dem Zähneputzen viel entspannter gegenüberstehen, wenn du weißt, dass dein Kind keine (oder keine großen Mengen) kariesfördernde Lebensmittel oder Getränke zu sich nimmt.
Achte daher auf eine möglichst zuckerfreie Ernährung. Bei Säuglingen und Kleinkindern geht das noch leicht, vor allem wenn es das erste Kind ist. Frei nach dem Motto: Was es nicht kennt, vermisst es nicht!
Vorsicht auch bei Kinderbreien, denen zum Teil Zucker zugesetzt ist oder Babytees, auch wenn „zuckerfrei“ draufsteht, enthalten diese häufig versteckten Zucker.
Dein Kleinkind freut sich ebenso über den neuen Geschmack einer süßen Mango, da muss es kein Schokoriegel sein.
Säfte, Limonaden oder gesüßte Tees empfehle ich von der Getränkeliste für dein unter 2-jähriges Kind komplett zu streichen und auch danach nur 100%-ige Fruchtsäfte mit Wasser verdünnt anzubieten.
Vor allem in Babyflaschen haben süße Getränke nichts verloren! Den Begriff Flaschenkaries hast du sicherlich schon mal gehört. Durch die Flasche werden die Zähne des Kindes ständig mit der Flüssigkeit umspült und es kommt mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Karies, der auch wirklich übel aussieht. Wenn dein Säugling keine Muttermilch oder Pre mehr trinkt, dann gib ihm einfach Wasser. Das reicht vollkommen aus. Du solltest dein Kind gar nicht erst an süße Getränke gewöhnen. Es soll nicht trinken, weil etwas gut schmeckt, sondern um seinen Durst zu löschen.
Karies durch Stillen?
Immer wieder lese ich von Müttern, die kurz davor sind, abzustillen, weil der Zahnarzt dazu geraten habe, um Karies zu vermeiden. Solche Ratschläge machen mich echt fassungslos! Falls auch dir zum abstillen geraten wurde, lass dich bloß nicht verunsichern! Überleg doch mal: Sollte die Natur es wirklich so eingerichtet haben, dass die natürlichste und beste Nahrung für dein Baby, nämlich Muttermilch, ihm Karies beschert?
Karies ist evolutionstechnisch gesehen eine eher jüngere Krankheit. Wohingegen Säuglinge früher sicherlich weitaus mehr und länger gestillt wurden als heute. Das passt also schon mal nicht zusammen. Aber es gibt noch mehr Gründe, die dagegen sprechen:
Zahnärzte argumentieren damit, dass die Muttermilch mit ihrem Zuckeranteil (Laktose), vor allem bei nächtlichem Stillen, ständig die Zähne umspülen würde. Allerdings gelangt die Milch beim Stillen nahezu direkt in den Rachen und wird sogleich vom Baby reflexartig geschluckt. Desweiteren wird der Zweifachzucker Laktose erst im Magen-Darm-Trakt in zwei Einfachzucker aufgespalten, die der Karies als Energiequelle nutzen könnte. Aktuelle Studien zeigen zudem, dass (auch langzeit-)gestillte Kinder nicht häufiger Karies haben, als nicht gestillte Kinder. Im Gegenteil: Muttermilch enthält sogar Inhaltsstoffe, die Kariesbakterien bekämpfen.
(Quelle)
Bitte lass dich also durch solche Fehlinformationen nicht vom Stillen abhalten. Schau lieber, wie du Karies durch zuckerfreie Ernährung und entspanntes Zähneputzen vorbeugen kannst.
Unsere heute 2,5-jährige lässt uns häufig nicht nachputzen und wenn sie schon sehr müde ist, oder auch einfach so mal, verweigert sie das Zähneputzen komplett. Das ist dann halt so. Wir machen uns (und ihr) keinen Stress damit, sondern probieren es am nächsten Tag einfach wieder. Trotzdem habe ich das Gefühl: Wir sind auf einem guten Weg! 🙂
Wenn du dich trotzdem unsicher fühlst, weil dein Kind sich über längere Zeit nicht die Zähne putzen (lassen) will, könntest du dich mal näher mit Xylit oder Kokosöl beschäftigen. Beide haben Inhaltstoffe, die wirksam gegen Karies sind und gerade Xylit gibt es in verschiedenen kindgerechten Alternativen (als Pulver, Bonbons, Kaugummis).
Wie sind deine Erfahrungen mit dem Zähneputzen? Hast du mit deinem Kind einen guten Weg gefunden? Ich freue mich über deinen Kommentar, von dem vielleicht auch andere Leser profitieren können!
Liebe Sophie,
DANKE für diesen beruhigenden Beitrag!Ich sehe das genau wie du und denke nicht, dass die Natur Muttermilch mit Kariesfördernen Inhalten versieht.
Unser Sohn ist jetzt 8 Monate , wird noch voll gestillt und spielt zwischendurch mit allerlei Gemüse und selten auch Obst.
Heute Abend war es dann man wieder mal so weit: ich bekam meine „ich putze seine Zähne nicht regelmäßig“ Panikattacke und googelte mich, wie eine Irre, durch verschiedene Baby-Zahnputzseiten. (Vorallem, weil er heute an einer Kacki lutschte. ..- mein schlechtes Gewissen fraß mich fast auf!) Ein Horror! Mir ging es noch schlechter als vorher.
Dann traf ich auf deine Seite und konnte endlich aufatmen! Yeah! Jemand, der das ähnlich wie ich sieht 🙂
An dieser Stelle noch mal einen ganz herzlichen Dank&Liebe Grüße!
Danke für den entspannten Beitrag zum Thema Zähneputzen…
Ich sehe es beim Zähneputzen eher so langfristig auf eine entspannte Zahnputzroutine hinzusteuern. Zähneputzen nicht mit Zwang und Machtkampf in Verbindung zu bringen.
Eine gesunde und zuckerarme Ernährung ist meines Erachtens nach die wichtigere Vorsorge.